Was wir jetzt lernen können

Die jetzige Situation konfrontiert uns mit ein paar grundlegenden Tatsachen unserer Existenz, die wir in „normalen“ Zeiten gerne verdrängen:

1. Wir wissen nicht, was kommt

Wir können eigentlich nie wissen, was als nächstes kommt. Wir gehen zwar aufgrund unserer Erfahrungen davon aus, dass das, was wir erwarten, auch eintritt, aber wissen können wir es niemals. Das Einzige, was wir definitiv und unumstößlich wissen, ist das, was im Moment ist. Alles andere basiert auf Erwartungen, Wünschen, Erfahrungen, und: es ist unsicher.

2. Wir werden sterben

Der Tod ist eine Realität, der uns alle betrifft. Wir wissen nicht, wann wir selber sterben werden, wann unsere Liebsten sterben werden, unsere „Feinde“ sterben werden. Auch diese Tatsache verdrängen wir erfolgreich. Wir gehen davon aus, dass wir noch eine bestimmte Anzahl von Jahren leben werden, basierend auf unserem eigenen Alter, oder auf dem Alter, das unsere Verwandten oder Vorfahren erreicht haben, oder auf der allgemeinen Lebenserwartung in der Gesellschaft, in der wir leben. Wissen können wir es aber nicht. Wenn jemand, den wir kennen, unerwartet oder „vorzeitig“ stirbt, halten wir kurz inne, werden uns unserer eigenen Sterblichkeit bewusst. Doch nach einer gewissen Zeit rückt diese Erkenntnis wieder in den Hintergrund und wir leben weiter, wenn auch vielleicht etwas bewusster als zuvor.

3. Wir sind allein

Jede/r ist für sich. Wir rücken zwar im Moment wieder zusammen, ungeachtet der körperlichen Distanz, die wir einhalten müssen. Familien finden sich wieder, Nachbarn entwickeln Verbindungen, alte Freundschaften werden zumindest virtuell neu belebt. Doch letztendlich, ganz tief im Inneren, sind wir allein.

4. Wir sind alle miteinander verbunden

Auch das zeigt uns das Virus sehr genau. Es überspringt Grenzen und infiziert sehr viele. „Vor dem Virus sind alle gleich“.

(Nachtrag vom 11.04.2020: Leider sind die Auswirkungen dieser speziellen Situation nicht für alle gleich. Einge sind ungleich mehr betroffen als andere: Wohnsitzlose, alte Menschen in Pflegeheimen, Frauen in Partnerschaften, in denen Gewalt herrscht, Kinder, die auf ein Schulessen angewiesen sind. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen…)

Was können wir also von dieser Situation lernen?

1. Lebe im Moment. Letztendlich gibt es nichts anderes als das Jetzt.

2. Lebe so, dass du jeden Moment ohne Reue sterben könntest.

3. Vertraue dir in dem Wissen, dass du stark genug bist, dein Leben zu meistern.

4. Verbinde dich aus diesem Wissen heraus mit anderen:

Was anderen passiert, passiert auch dir. Es gibt keine Grenzen zwischen dir und den anderen. Was du im Anderen siehst, ist auch in dir, was in dir ist, ist auch im Anderen. Hilfst du anderen, hilfst du dir selbst, helfen andere dir, helfen sie sich selbst.

Ich bin sehr dankbar, diese Lektionen gezeigt zu bekommen, sie erleben zu dürfen.

Jetzt.