Johanniskraut – die Lichtpflanze

Hypericum perforatum

Hypericum perforatum
Foto: Andreas Rockstein, flickr.com

In der dunkelsten Jahreszeit ist die rechte Zeit für das Johanniskraut gekommen.

Das Johanniskraut ist auf vielen Ebenen mit dem Begriff des Lichts verbunden. Es blüht im Hochsommer, wenn die Tage lang sind und die Nächte kurz. Um die Zeit der Sommersonnwende gesammelt soll es am heilkräftigsten sein.

Zur Zeit seiner Blüte sammelt es das Sonnenlicht in seinen weit verzweigten Blütenblättern. In seinem Farbstoff Hypericin speichert es dieses. Jetzt, in der dunkelsten Zeit des Jahres, ist es bereit, dieses gespeicherte Licht an uns abzugeben und uns damit zu erfüllen. So hilft es bei Traurigkeit, Schwermut und Trägheit.

Seinen deutschen Namen hat es von Johannes dem Täufer. In der christlichen Überlieferung bereitet Johannes das Kommen von Jesus vor, der von sich sagt: Ich bin das Licht der Welt. Johannistag ist am 24.06. Die Geburt von Jesus wird um die Zeit der Wintersonnwende gefeiert, am 24.12. Johannes und Jesus bilden somit die beiden Pole des Lichts.

Der botanische Name Hypericum kommt aus dem Griechischen und bedeutet Unterheide. Perforatum bedeutet durchbohrt und weist auf das Aussehen der Blätter hin. Hält man diese gegen das Licht, wirken sie wie durchbohrt.

Hypericum perforatum
Johanniskraut Blatt, Foto: Candiru, flickr.com

Das Johanniskraut hat eine lange Tradition als Heil- und Ritualpflanze. Es war eine wichtige Pflanze bei den Sommersonnwendfeiern und wurde für Wetterzauber verwendet. Ein anderer Name von Johanniskraut lautet „Unserer Jungfrau Bettstroh“, was darauf hindeutet, dass es zur Geburtserleichterung eingesetzt wurde.

In der Homöopathie ist es ein wichtiges Mittel, das in keiner homöopathischen Hausapotheke fehlen sollte.

Wo wächst das Johanniskraut?

Johanniskraut, das zur Gattung der Johanniskräuter innerhalb der Familie der Hyperiaceae gehört, ist in Europa, Westasien und Nordafrika verbreitet. Es bevorzugt trockene bis mäßig feuchte Böden und wächst an Wald – und Wiesenrändern, auf Trockenrasen, auf Waldlichtungen oder an Felshängen.

Es kann bis zu einem Meter hoch werden und wächst meistens in größeren Gruppen.

St John's Wort to the horizon
Gruppe von Johanniskraut, Foto: John Tann, flickr.com

Es blüht von Mai bis September mit einem trugdoldigen Blütenstand. Die Blütenfarbe ist gelb und die Blüten sind mit Öldrüsen besetzt, in denen u.a. der Wirkstoff Hypericin gespeichert ist.

St John's wort
Blüte, die Öldrüsen sind schön zu erkennen, Foto: John Tann, flickr.com

Medizinisch eingesetzt wird nur das echte Johanniskraut, Hypericum perforatum. Erkennen kann man es an dem zweikantigen, mit Mark gefülltem Stengel, den durchlöchert aussehenden Blättern und den mit Öldrüsen besetzten Blüten. Es gibt verschiedene Johanniskrautarten. Beim Sammeln sollte man deshalb auf die eindeutige Bestimmung achten.

Wie wirkt Johanniskraut?

Johanniskraut wirkt stimmungsaufhellend, es löst Ängste, wirkt beruhigend und herzstärkend. Auch gegen gegen Bornaviren, die Depressionen auslösen können, kann es eingesetzt werden.

Äußerlich wirkt es entzündungshemmend, es fördert die Wundheilung und eine gute Narbenbildung. Es wirkt gegen Pilze, Viren und Bakterien.

Hauptwirkstoffe

Johanniskraut enthält Hypericin, Hyperforin, ätherische Öle, Harze, Gerbstoffe und Flavonoide (gelbe Farbstoffe).

Bei welchen Beschwerden kann Johanniskraut helfen?

In der Phytotherapie wird das Johanniskraut zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen eingesetzt. Am besten passt es bei der sogenannten Winterdepression, die saisonal auftritt. Es kann auch bei Angstzuständen, innerer Unruhe, Erschöpfungszuständen und Schlafstörungen im Zusammenhang mit Depression helfen. In den Wechseljahren kann es psychische Beschwerden lindern.

Äußerlich in Form von Johannsikrautöl wird das Johanniskraut zur Behandlung und Nachbehandlung von scharfen und stumpfen Verletzungen und von Brandwunden 1. Grades eingesetzt.

Auch Muskelschmerzen können auf eine Behandlung mit Johanniskrautöl ansprechen. Besonders angenehm ist eine Massage mit leicht erwärmten Johanniskrautöl, die Schmerzen und Verspannungen löst.

Wie setze ich Johanniskraut ein?

Johanniskraut kann als Tee getrunken werden. Dazu nimmt man 2 Teelöffel des getrockneten Krauts, übergießt es mit 1 Tasse kochendem Wasser und lässt es 5 – 10 Minuten ziehen. Zwei Tassen täglich sollten innerhalb einer Woche schon eine deutlich stimmungsaufhellende oder beruhigende Wirkung haben.

Bei diagnostizierten Depressionen werden Fertigpräparate mit standartisierter Wirkstoffkonzentration eingesetzt. Hoch dosiert kann es bei der Einnahme von Johanniskraut mit anderen Medikamenten zu Wechselwirkungen kommen. Man sollte vor der Einnahme von hoch dosiertem Johanniskraut deshalb auf jeden Fall mit der/dem Behandler*in sprechen.

Zur Wund- und Narbenbehandlung wird Johanniskrautöl verwendet.

Rezept: Johanniskrautöl selbst herstellen

Das tief rote Johanniskrautöl ist einfach selbst herzustellen. Wichtig ist sauberes Arbeiten, damit die Mühe sich auch lohnt. Also das Glas, in dem das Öl angesetzt wird, und den Deckel gut mit kochendem Wasser ausspülen und sorgfältig abtrocknen.

Zur Herstellung von Johanniskrautöl wird die frische blühende Pflanze verwendet. Meistens befinden sich an einer Blüten(trug)dolde Blütenblätter in verschiedenen Stadien, also Blütenknospen, erblühte Blüten und schon vertrocknete bzw. Fruchtstände. Man kann alles verwenden, muss sich daher nicht die Mühe machen, ausschließlich frische Blüten auszuzupfen. Das antibakteriell wirkende Hyperforin z.B. findet sich hauptsächlich in den Früchten. Auch Blätter und Stängel dürfen mit dabei sein.

Um Schimmelbildung zu vermeiden, lässt man das Kraut über Nacht anwelken, sodass schon einiges an Flüssigkeit aus der Pflanze verdunstet ist.

Dann füllt man ein Schraubdeckelglas zu ungefähr einem Drittel mit der Pflanze. Um den Ölaustritt aus den Öldrüsen zu unterstützen, kann man das Johanniskraut richtig in das Glas quetschen. Danach werden die Pflanzenteile mit einem guten Sonnenblumen – oder Olivenöl übergossen.

Das Glas wird in die Sonne gestellt. Einige Tage lang nicht mit dem Deckel verschließen, sondern die Öffnung nur mit einemTuch bedecken. Danach mit dem Deckel fest verschließen. Man sollte es täglich schütteln bzw. umwenden und darauf achten, dass immer alle Pflanzenteile von Öl bedeckt sind, sonst droht Schimmelbildung.

Nach 6- 8 Wochen kann das Öl abgegossen und dann in dunklen Glasflaschen aufbewahrt werden. Man sollte es innerhalb eines Jahres verbrauchen.

Homöopathie

In der Akutbehandlung ist Hypericum ein wichtiges Verletzungsmittel. Es hilft bei Verletzungen in nervenreichem Gewebe, z.B. wenn man sich Finger oder Zehen eingeklemmt hat. Auch bei einem Sturz auf das Steißbein lindert es Schmerzen und mildert die Verletzungsfolgen. Nach einer schweren Entbindung kann es sowohl der Mutter als auch dem Kind helfen.

Typische Schmerzen bei Hypericum sind den Nerv entlang schießende Schmerzen, z.B. von den Fingerspitzen nach oben in den Arm oder vom Steißbein den Rücken hoch. Auch Schmerzen, die plötzlich erscheinen und wieder verschwinden, sind typisch für Hypericum.

Weitere Indikationen für den Einsatz von homöopathisch aufbereitetem Johanniskraut sind u.a. Gehirnerschütterung, Neuralgien, Folgen von Operationen und Verletzungen, Ischiasbeschwerden, Kopfschmerzen und vieles mehr.

Achtung!

Das im Johanniskraut enthaltene Hypericin erhöht die Lichtempfindlichkeit, daher sollte man im Sommer vorsichtig mit der Anwendung sein. Das gilt nicht für die Anwendung in potenzierter Form als homöopathisches Mittel.

Hoch dosiert kann es bei der Einnahme von Johanniskraut mit anderen Medikamenten zu Wechselwirkungen kommen. Man sollte vor der Einnahme von hoch dosiertem Johanniskraut deshalb auf jeden Fall mit der/dem Behandler*in sprechen.