Der Meerettich – eine scharfe Wurzel!

Armoracia rusticana

Armoracia rusticana
Foto Andreas Rockstein, flickr.com

Mit Grauen erinnere ich mich an ein Essen aus meiner Kindheit: gekochtes Rindfleisch mit Meerrettichsoße! Rindfleisch mochte ich noch nie so wirklich (außer während meiner 2. Schwangerschaft, als ich so ungefähr jeden 2. bis 3. Tag Heißhunger auf ein Rumpsteak mit Kräuterbutter hatte!) und die bleiche dicke Soße, mit der das Fleisch zugekleistert wurde, schmeckte mir überhaupt nicht.

Später entdeckte ich den Meerrettich neu für mich. Auf dem Wochenmarkt verkaufte eine Marktfrau kleine Döschen mit frisch geriebenem Meerrettich und sie empfahl mir wärmstens, jeden Tag ein Löffelchen davon zu essen, es sei ein natürliches Antibiotikum. Ich gewöhnte mir an, etwas davon in die Salatsauce zu mischen und tatsächlich, so schmeckte mir der Meerrettich!

Inzwischen weiß ich, wie supergesund er ist. Und er ist genau zur richtigen Zeit frisch verfügbar, nämlich ab Ende Oktober bis ins Frühjahr. Dann treiben die Wurzelstöcke wieder neu aus und man lässt die Pflanze weiter wachsen.

Was ist drin?

Meerrettich enthält unter anderem Vitamin C, verschiedene B-Vitamine und Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Phosphor und Eisen. Er stärkt das Immunsystem und soll sogar Krebserkrankungen vorbeugen.

Vor allem die Senföle im Meerrettich machen ihn so wirksam. Man hat herausgefunden, dass sie nicht nur gegen 16 verschiedene Bakterien wirken, sondern auch gegen Viren und Pilze, z.B. Pilze im Darm.

Dabei hilft der Meerrettich

Die Senföle werden über die Atemwege und die Nieren ausgeschieden. Das sind auch die Haupteinsatzgebiete für den inneren Gebrauch des Meerrettichs in der Pflanzenheilkunde, also Atemwegserkrankungen und Harnwegsinfekte. Meerrettich stärkt das Immunsystem.

Ein schnelles Rezept

Der Meerrettich ist gerieben
geriebene Meerretichwurzel, Foto: lebenswandeln, flickr.com

Ein schnelles Rezept für einen Hustenhonig geht so: Meerrettich frisch reiben, mit der gleichen Menge Honig vermischen und immer wieder ein Löffelchen davon einnehmen.

Die Wirkung setzt rasch ein, da der rohe Meerrettich wirklich sehr intensiv ist. Schon beim Reiben werden die Senföle freigesetzt und sie lösen direkt beim Einatmen den Schleim in den Atemwegen.

Im Kühlschrank kann der Meerrettich-Hustenhonig ca. 1 Woche aufbewahrt werden. Am besten stellt man immer wieder kleine Mengen frisch her, so ist er am wirksamsten.

Geriebenen Meerretich kann man auch gut einfrieren, so hat man ihn gleich zur Hand, wenn man ihn braucht und hat nur einmal die Arbeit, ihn zu reiben.

Wie viel ist gut?

Da die Senföle die Schleimhäute reizen, sollte man den Meerrettich nicht länger als 4 bis 6 Wochen anwenden. Kinder unter 4 Jahren sollten ihn nicht bekommen.

Allerdings ist die Verträglichkeit sehr individuell, am besten probiert man aus, was einem gut bekommt. Die kleinen Mengen, die ich in die Salatsauce mache, rufen bei mir jedenfalls keine Beschwerden hervor.

Die Tagesdosis der geriebenen Wurzel sollte 20 g für Erwachsene nicht überschreiten, Kinder ab 4 Jahren entsprechend weniger.

Äußerliche Anwendung

Da Meerrettich die Durchblutung anregt, kann er äußerlich bei Gelenk- und Muskelschmerzen eingesetzt werden.

Und eine Auflage im Nacken kann sehr schnell bei Nasennebenhöhlenbeschwerden helfen.

Beim äußeren Gebrauch muss man vorsichtig sein: der Meerrettich wirkt so stark erwärmend, dass es, wenn man die Auflage zu lange liegenlässt, sogar zu Verbrennungen kommen kann!

Für eine Auflage wird der Meerrettich frisch gerieben und in ein Baumwoll- oder Leinentüchlein gepackt.

Nach ein paar Minuten sollte man nachschauen, wie stark die Haut gerötet ist. Wenn das Gefühl auf der Haut unangenehm wird, es brennt oder juckt, sollte man die Auflage sofort entfernen.

Die Auflage sollte insgesamt höchstens 10 Minuten auf der Haut bleiben, wenige Minuten können schon ausreichen!

Nach der Anwendung sollte die Haut mit einem milden Öl eingerieben werden. Und wie bei jeder äußeren Anwendung ist es wichtig, ungefähr eine halbe Stunde nachzuruhen, damit sich die Wirkung gut entfalten kann.

Wo wächst er?

Armoracia rusticana
Die Blüten des Meerrettichs , Foto: Andreas Rockstein, flickr.com

Der Meerrettich wird seit dem Mittelalter in Deutschland angebaut und seither verwilderte er schnell. Man findet ihn an Wegrändern, an Bach- und Flussufern, auf Wiesen. Im Garten breitet er sich auch gerne aus. Die frisch ausgetrieben saftig-grünen Blätter kann man im Frühling essen. Und die weißen essbaren Blüten sehen schön über einen Salat gestreut aus.

Wo bekommt man Meerrettich?

Ich habe das Glück, dass ich von der solidarischen Landwirtschaft SoLaVie, bei der ich Mitglied bin, biologisch und mit Liebe angebaute Merrettichwurzeln bekomme. Ansonsten findet man ihn im Herbst und Winter auf dem Wochenmarkt, beim Gemüsehändler oder auch in einigen Supermärkten. Der frische Meerrettich ist immer vorzuziehen. Im Glas oder in der Tube verliert er schnell seine wertvollen Wirkstoffe und oft sind auch noch Konservierungsstoffe zugesetzt.

Nicht nur scharf… auch magisch!

Nach altem Volksglauben verhilft ein Stückchen getrocknete Meerrettichwurzel im Geldbeutel dazu, dass dieser immer gefüllt ist!

Dann schnell los, Meerrettich besorgen!