Gundelrebe – zart, fein und würzig

Glechomea hederacea

Die Gundelrebe, auch Gundermann genannt, war für mich eine der Entdeckungen während meiner Heilpflanzenausbildung bei Astrid Fiebich an der Freien Heilpraktikerschule in Freiburg. Viele Pflanzen kannte ich schon aus der Homöopathie. Dennoch gab es auch viele Pflanzen, an denen ich achtlos vorbeiging, da sie eben nicht als homöopathisches Mittel verwendet oder nur selten eingesetzt werden oder schlicht und einfach, weil ich sie nicht kannte.

Als ich dann das erste Mal einen Gundermanntee trank, war ich wirklich überrascht, wie gut er schmeckt. Aromatisch, würzig, intensiv, fein.

Frisch aus dem Garten…. Foto Anne Christoph

Dann entdeckte ich noch, dass er in Massen rund um unser Haus wächst – perfekt für den morgendlichen Frühlingstee! Ich gewöhnte mir an, morgens eine Runde durch den Garten zu gehen und zu pflücken, was sich da so aus dem Boden streckt: Gundermann, Löwenzahn, Spitzwegerich, Gänseblümchen, Himbeerblätter, Thymian, Minze, Rosmarin, Frauenmantel, Zitronenmelisse, Wiesenlabkraut. Je nach dem, wie viel ich von der jeweiligen Pflanze nehme, schmeckt der Tee jeden Tag anders. Und er ist eine ganz tolle einfache Art, im Frühjahr den Vitamin- und Mineralstoffhaushalt aufzufüllen.

Gundelrebe: der Name

Gund kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet Eiter – ein klarer Hinweis für den Einsatz der Gundelrebe als Heilkraut bei eiternden Wunden, Abszessen und eitrigen Bronchialerkrankungen. Rebe deutet auf die Ausläufer hin, die über den Boden kriechen und bis zu zwei Meter lang werden können.

Wo wächst die Gundelrebe?

Die Gundelrebe wächst auf Wiesen, in Laubbwäldern, an Waldrändern, Gebüschrändern und Rainen. Sie ist in ganz Europa, im Kaukasus und bis nach Sibirien weit verbreitet. An geeigneten Stellen bildet sie dichte Teppiche.

Foto Jochen Walter

Sie hat herzförmige Blättchen und zartlilafarbene Blüten. Verwechseln kann man sie eventuell mit dem kriechenden Günsel. Der Stängel des kriechenden Günsels ist allerdings kompakter und steht aufrecht, während die Gundelrebe zarter ist und der Stängel liegen oder aufrecht stehen kann. Auch der kriechende Günsel hat Heilwirkungen.

Die Familie

Die Gundelrebe gehört zu der Familie der Lippenblütler. Der Name bezieht sich auf die Form der Blüte, die eine Ober- und eine Unterlippe hat. Geschwisterpflanzen sind z.B. Rosmarin, Thymian, Minze, Lavendel, Salbei, Indianernessel und viele mehr. Lippenblüter haben einen hohen Anteil ätherischer Öle, was man am intensiven Duft erkennen kann.

Was ist drin?

Die Gundelrebe enthält ätherische Öle, Bitterstoffe, Saponine, Gerbstoffe und Vitamin C.

Wie kann sie helfen?

Gundelrebe wird bei Appetitlosigkeit, Durchfällen und bei Verschleimungen der Atemwege und Husten eingesetzt. Sie wirkt entgiftend und wurde früher als Spezifikum bei Bleivergiftungen verwendet. Auch bei Quecksilbervergiftungen, z.B. durch Amalgamfüllungen, soll sie ausleitend wirken.

Bei rheumatischen Erkrankungen kann sie Schmerzen lindern.

Wie setze ich sie ein?

In der Pflanzenheilkunde wird das blühende Kraut verwendet.

Als Tee z.B. bei Appetitlosigkeit, Durchfällen, bei Husten, bei verschleimten Atemwegen: 2 x tgl. eine Tasse, 1 – 2 Teelöffel blühendes Kraut mit heißem Wasser übergießen, 5 Min. ziehen lassen.

Als Badezusatz bei rheumatischen Erkrankungen: 100 g des blühenden Krauts auf ein Vollbad.

In der Wildkräuterküche

Da die Gundelrebe intensiv würzig ist, wird sie nur in kleinen Mengen verwendet. Feingeschnitten an Salat, aufs Butterbrot, mit anderen Kräutern gemischt in Frischkäse oder Quark, über Gemüse und Soßen gestreut.

Auch bei der Gundelrebe kann man die Blüten essen. Im Salat, auf’s Brot und zu Süßspeisen kann man sie verwenden.

Gewaschene und getrocknete Blättchen kann man in flüssige Schokolade tauchen, trocknen lassen und als Dessert anbieten. Ein schöner Kontrast zwischen süß und würzig!

Ich trinke auch gerne zwischendurch eine Gundermanntee, entweder als Einzelpflanze oder mit anderen Kräutern gemischt.