Kohlkratzdistel – Schönheit auf den zweiten Blick

Cirsium oleraceum

Die Familie der Disteln ist riesig, obwohl es streng genommen in der Botanik den Begriff Disteln nicht gibt. In der Botanik zählen die Pflanzen, die wir gewöhnlich als Disteln bezeichnen, zur Unterfamilie Carduoideae und diese gehören zur Familie der Korbblütler. Auch Flockenblumen oder die große Klette zählen zu den Carduoideae. Es gibt ca 2800 verschiedene Carduoideae und alleine von den Kratzdisteln gibt es ca. 200 Arten.

Die Kohlkratzdistel oder auch einfach Kohldistel genannt ist für mich ein Beispiel für die Schönheit und die Komplexität des Unscheinbaren. Wenn man sie zuerst sieht, beachtet man sie garnicht. Sie wird zwar bis zu 1,50 m hoch, aber außer ihrer Größe hat sie optisch nicht viel zu bieten. Die Blüte ist auf den ersten Blick nicht sonderlich spektakulär mit ihrer blass-gelbgrünen Farbe und die ganze Pflanze ist eher unauffällig.

Gruppe von verblühten Kohldisteln auf einer Wiese, Foto Anne Christoph

Schaut man aber genauer hin und beschäftigt man sich mehr mit der Pflanze, zeigt sich Erstaunliches.

Z.B. hier ein Ausschnitt der Blüte:

Diese Fäden um die Deckblätter finde ich äußerst faszinierend, auch wenn ich nicht weiß, welchem Zweck sie dienen.

Auch die geschlossene Blüte ist besonders: es verbergen sich 2 bis 6 einzelne Blüten in einem Knäuel:

Foto: Anne Christoph

Die Samen sind sehr filigran:

Foto: Anne Christoph

Genaues Hinschauen lohnt sich bei der Kohldistel (lohnt sich das nicht auch sonst oft im Leben???).

Wo finde ich die Kohldistel?

Die Kohldistel wächst gern auf feuchten Äckern,an Waldrändern, im Wald an Wegrändern, vorwiegend in Auenwäldern. Sie kann bis in einer Höhe von knapp 2000 m vorkommen.

Erkennen kann man die Kohldistel daran, dass sie an einer Pflanze verschiedene Blattformen hat, also von tief eingeschnitten bis zu fast glatten Blättern. Auf dem Foto, das eine typische Bodenrosette zeigt, kann man das auch sehr schön sehen.

Foto: Anne Christoph

Wildkräuterküche

Was kann ich also von der Kohldistel essen?

Von der Kohldistel kann man die jungen Blätter verwenden. Die Stacheln sind zwar weich, trotzdem sollte man sie entferen. Wenn man die Blätter für Smoothies nimmt, werden die Stacheln kleingehäckselt, so kann man sich Arbeit sparen. Ansonsten kann man die Blätter unter Salat mischen oder wie Blattgemüse verarbeiten.

Die Blütenböden können wie Artischocken gegessen werden. Das bedeutet aber viel Arbeit, da die Blüten im Vergleich zur Artischocke sehr klein sind, d.h. man muss viele Blüten kochen, das Heu entfernen und dann den Blütenboden verwenden.

Im Herbst kann man die Wurzel der Pflanze ausgraben und essen. Auch das ist im Verhältnis zum Ertrag viel Arbeit. Die Wurzel hat sehr viele Seitenwurzeln, die man erst mal entfernen muss und dann ist von der eigentliche Wurzel nicht mehr allzu viel übrig. Hat man diese Mühe auf sich genommen, kann man sie schälen und dünsten – am besten gemischt mit anderen Wurzeln, z.B. der der wilden Möhre oder Rote Bete – oder im Ofen backen. Man kann sie aber auch trocknen und dann die geriebene Wurzel zu Mehl hinzufügen.

Links die wilde Möhre, rechts die Kohldistel, Foto: Anne Christoph

Was ist drin in der Kohldistel?

Die Wurzel ist reich an Inulin. Inulin ist eine Stärkeart, die den oberen Verdauungstrakt unverdaut passiert und im Dickdarm die guten Mikroben füttert. Und eine gute Darmflora ist einfach wichtig für ein gesundes und starkes Immunsystem. Wer allerdings an Weißmehl gewöhnt ist, könnte bei der Aufnahme von Inulin Blähungen bekommen, da die Verdauung schlicht und einfach nicht mehr an Ballaststoffe gewöhnt ist und sich schwer damit tut .

Die Blütenböden enthalten Bitterstoffe und sind somit hilfreich für die Verdauung, Leber, Galle und für eine allgemeine Kräftigung.

Die Blätter enthalten viele Mineralstoffe, reichlich Chlorophyll und viele Vitamine.