Die graubehaarte Zistrose

Cistus incanus

Wenn die Erkältungszeit im Herbst naht und die Angst vor viralen Infekten und Influenza umgeht, ist die Zeit für die Zistrose gekommen. Die Zistrose hat drei große Einsatzgebiete: sie wirkt entgiftend, schützt vor schädlichen Keimen und hilft bei Haut- und Schleimhauterkrankungen.

Was ist das Besondere an der Zistrose?

Die Zistrose gilt als eine stark polyphenolhaltige essbare Pflanze, mit einem höheren Polyphenolgehalt als z.B. grüner Tee oder Rotwein. Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe, also Stoffe, die nicht direkt zum Überleben der Pflanzen notwendig sind. Sie werden von den Pflanzen selbst gebildet und erfüllen vielfältige Aufgaben, z.B. Schutz vor Fraßfeinden oder Ausbildung von Duft und Farbe.

Polyphenole sind wasserlöslich, daher kann man sie leicht über Tees aufnehmen.

Die Polyphenole in der Zistrose wirken stark antioxidativ, d.h. sie können den Zellen helfen, sich zu regenerieren und ein gutes Gleichgewicht zwischen Oxidantien und Antioxidantien zu bewahren. So wirken sie Abbau- und Alterungsprozessen entgegen.

Lokal wirken sie im Mund- und Rachenraum gegen Viren, indem sie die Viren umhüllen und sie somit daran hindern, in die Zellen einzudringen.

Die Zistrose ist eine Alleskönnerin und sie ist es wert, sich intensiv mit ihr zu befassen und ihre Heilkräfte gerade in belastenden Zeiten zu nutzen.

In Laborversuchen des Fraunhofer Instituts in Leipzig wurde sogar festgestellt, dass ein bestimmtes Zistrosenpräparat die Vermehrung von SarsCoV2 in Zellkulturen hemmt. Ob die Zistrose dann tatsächlich auch die Vermehrung von Covid 19 Erregern bei Menschen hemmt, muss noch untersucht werden.

Der Name

Kistos bedeutet im Griechischen Korb oder Kapsel und bezieht sich eventuell auf die Knospenform. Rose erschliesst sich leicht, ähnelt die Blüte der Zistrose doch der Hundsrose, allerdings sind die Blütenblätter der Zistrose leicht zerknittert.

Cistus incanus 'Lasca Select' SF Botanical Garden (05-10)
Foto: Patrick G, flickr.com, Cistus incanus Varietät Lasca Select

Wo wächst die Zistrose?

Ладанник критский / Cistus creticus / Rock Rose / Лавдан (Памуклийка, Скална роза) / Kretische Zistrose
Cistus incanus Sträucher, Foto: Katya, flickr.com

Die Familie der Zistrosen wächst im gesamten Mittelmeerraum. Zistrosen liebes warmes, trockenes Wetter, karge, sandige, kalkhaltige Böden und vollsonnige Standorte. Sind die Voraussetzungen erfüllt, können sie in großen Gruppen wachsen und viel Fläche bedecken.

Die besonders heilkräftige Unterart der graubehaarten Zistrose, die Taurische Zistrose, wächst in bestimmten Gegenden Griechenlands, wo sie auch schon lange als Hausmittel genutzt wird.

Zu welcher Familie gehört die Zistrose?

Die graubehaarte Zistrose gehört zu einer eigenen Pflanzenfamilie, der Familie der Zistrosengewächse. Diese besteht aus über 20 verschiedenen Zistrosenarten, die in verschiedenen Regionen des Mittelmeerraumes vorkommen.

Die Blätter der Zistrosen sind sehr harzhaltig. Wer gerne räuchert, kennt vielleicht das Harz der Zistrose, Labdanum, auch Ladanum genannt. Es riecht lieblich und honigähnlich und soll böse Geister vertreiben. Auch eine aphrodisierende Wirkung wird ihm nachgesagt.

Wie wirkt die Zistrose?

Die Zistrose und besonders die Unterart Cistus incanus ssp. tauricus wirkt entgiftend, antiallergisch, antioxidativ, antibakteriell, antiviral, pilzhemmend, entzündungshemmend, desinfizierend und juckreizlindernd.

Die Zistrose kann die Abwehr stärken, sie tut dies aber nicht, indem sie direkt auf das Immunsystem einwirkt. Sie hilft dem Körper, eine Art Depot an Immunglobulinen anzulegen, die dann im Akutfall die Krankheit schneller abwehren und die Dauer der Erkrankung verkürzen können. Sie ist somit auch für Menschen mit einer Autoimmunerkrankung geeignet, bei denen eine überschießende Reaktion des Immunsystems vermieden werden soll.

Dazu trinkt man über mehrere Wochen täglich einen Liter Zistrosentee.

Bei welchen Beschwerden kann die Zistrose helfen?

Die Zistrose hilft als Prophylaxe gegen grippale Infekte und Erkältungskrankheiten. Auch wenn der Infekt schon ausgebrochen ist, kann die Zistrose die schnellere Genesung unterstützen.

Bei Schleimhautentzündungen im Mund oder bei Aphten kann eine Spülung mit Tee oder Sud helfen.

Bei Hauterkrankungen wie z.B. Neurodermitis kann die Zistrose die Heilung unterstützen, den Juckreiz lindern und einer Superinfektion vorbeugen.

Giftstoffe können mit Zistrosentee ausgeleitet werden, z.B. nach einer Zahnsanierung oder bei Raucher:innen.

Der Darm profitiert von eine Zistrosenkur, die bei Durchfall durchgeführt werden kann.

Pilzerkrankungen können positiv durch die Zistrose beeinflusst werden.

Ein erhöhter Cholesterinspiegel kann durch Zistrose beeinflusst werden.

Hauptwirkstoff

Polyphenole wie z.B. Flavonoide und Gerbstoffe, ätherische Öle, Harz

Die Gerbstoffe und das Harz sorgen für den herben Geschmack des Zistrosentees, der an grünen Tee erinnert. Wem dies zu herb ist, der/die kann andere Kräuter nach Geschmack daruntermischen oder den Tee mit Saft kombinieren.

Wie setze ich die Zistrose ein?

Die Zistrose kann in verschiedenen Zubereitungen verwendet werden. Das einfachste ist es, einen Tee zuzubereiten: dafür nimmt man 1 bis 2 Esslöffel auf einen Liter Wasser, lässt den Aufguss 5 Minuten ziehen und trinkt diese Menge über den Tag verteilt. Im Herbst zur Erkältungsprophylaxe am besten mehrere Wochen trinken. Auch zur Ausleitung von Giftstoffen und zur inneren Unterstützung bei Darmerkrankungen, Pilzbefall, erhöhtem Cholesterinspiegel.

Einen Sud zur äußerlichen Anwendung stellt man her, indem man 1-2 Esslöffel Zistrosenkraut auf einen halben Liter Wasser nimmt und das Ganze ungefähr 5 Minuten köcheln lässt. Damit kann man z.B. zur Erkältungsprophylaxe oder im Anfangsstadium einer Erkältung gurgeln, man kann den Sud für Spülungen im Mund bei Zahnfleischproblemen oder bei Aphten nehmen und man kann entzündete Hautpartien damit betupfen oder Umschläge damit machen.

Es gibt von verschiedenen Herstellern Lutschpastillen mit Zistusexztrakten, die sich zur Prophylaxe von grippalen Infekten eignen. Beim Lutschen gelangen die hochwirksamen Polyphenole direkt an die Schleimhäute, über die die verschiedenen Viren versuchen, in den Körper einzudringen. Sie können eingestzt werden, wenn man einen Infekt befürchtet, vielleicht weil man von kranken Menschen umgeben ist oder engen Kontakt zu einem Erkrankten hatte.

Homöopathie

In der Homöopathie wird die Kanadische Zistrose, Cistus canadensis, verwendet. Typisch für Cistus canadensis ist eine extreme Empfindlichkeit gegen Kälte und das Gefühl von Kälte in verschiedenen Körperteilen.

Kalte Luft, geistige Anstrengung und Aufregung verschlimmern den Zustand, nach dem Essen geht es dem/der Patient:in besser.

Cistus canadensis hat einen Bezug zu Drüsen und Lymphknoten, zur Haut, zum Verdauungssystem und kann bei entsprechenden Erkrankungen nach den Regeln der Homöopathie eingesetzt werden, wenn die Symptome dies anzeigen.

Achtung: Neben- oder Wechselwirkungen

Von der Anwendung der Zistrose sind keine Neben- oder Wechselwirkungen bekannt.

Buchempfehlungen zur Zistrose:

Christoph Weidner, Wunderpflanze Zistrose, leider im umstrittenen Kopp Verlag erschienen, 2019

Ursel Bühring, Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde, Haug Verlag, 2014

Und ein schöner Beitrag der Heilpraktikerin Astrid Fiebich, bei der ich meine Heilpflanzenausbildung gemacht habe:

https://astrid-fiebich.de/fernsehauftritt/zistrose

Rockrose (1788)
Foto: Swallowtail Garden Seeds, flickr.com, aus einem botanischen Magazin von 1788