Sommerkräuter

Der Sommer ist eine wunderbare Jahreszeit, um Heilkräuter zu sammeln. Die Pflanzenwelt steht in voller Blüte, und viele Kräuter haben jetzt ihre höchste Konzentration an wertvollen Inhaltsstoffen erreicht. Im Sommer werden vor allem die oberen Triebe von blühenden Pflanzen gesammelt. In diesem Blogbeitrag stelle ich eine kleine Auswahl von Heilpflanzen vor, die ich persönlich spannend und faszinierend finde.

Wir beginnen mit dem

Johanniskraut (Hypericum perforatum)

  • Wirkung: Johanniskraut wirkt stimmungsaufhellend, antidepressiv und entzündungshemmend. Es wird häufig bei leichten bis mittelschweren Depressionen, Nervosität und Schlafstörungen eingesetzt.
  • Anwendung: Kann als Tee, Tinktur oder Öl angewendet werden.
  • Sammelzeit: Die beste Zeit zum Sammeln ist von Juni bis August, wenn die Pflanze in voller Blüte steht. Gesammelt und verwendet wird der obere Teil des blühenden Krauts mit Blättern, Stielen und Blüten.

Ausführliche Infos zum Johanniskraut gibt es in diesem Blogbeitrag: Johanniskraut – die Lichtpflanze

Hypericum perforatum
Johanniskraut, Foto: Andreas Rockstein, Flickr.com

Eine wundervolle süß riechende Wiesenpflanze ist das

Mädesüß (Filipendula ulmaria)

  • Wirkung: Mädesüß hat entzündungshemmende, schmerzlindernde und fiebersenkende Eigenschaften. Es wird oft bei Erkältungen, Rheuma und Kopfschmerzen verwendet.
  • Anwendung: Kann als Tee, Tinktur oder Badezusatz verwendet werden.
  • Sammelzeit: Mädesüß sollte von Juni bis August gesammelt werden, wenn die Blüten voll entwickelt sind. Gesammelt werden entweder nur die Blüten oder das ganze blühende Kraut.

Ausführliche Infos zum Mädesüß gibt es in diesem Blogbeitrag: Mädesüß – die Königin der Wiesen

Mädesüßblüten

Eine alte Heil- und Ritualpflanze ist der

Beifuß (Artemisia vulgaris)

  • Wirkung: Beifuß wirkt verdauungsfördernd, krampflösend und menstruationsregulierend. Es wird bei Verdauungsbeschwerden, Menstruationsschmerzen und zur Unterstützung der Leberfunktion eingesetzt.
  • Anwendung: Kann als Tee, Tinktur oder Öl angewendet werden. Gerne wird Beifuß auch zum Räuchern verwendet.
  • Sammelzeit: Die beste Zeit zum Sammeln ist von Juli bis September. Gesammelt werden Blütenrispen und obere Blätter, kurz bevor die Blüten aufgehen.
Artemisia vulgaris
Beifuß, Foto: Andreas Rockstein, Flickr.com

Eine sehr beeindruckende Heilpflanze ist die

Königskerze (Verbascum spp.)

Es gibt verschiedene Unterarten der Königskerze. Medizinisch verwendet werden hauptsächlich die Großblütige Konigskerze (Verbascum densiflorum), die Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus) und die Windblumen-Königskerze (Verbascum phlomoides).

  • Wirkung: Königskerze wirkt schleimlösend, entzündungshemmend und beruhigend. Sie wird häufig bei Atemwegserkrankungen, Husten und Hautproblemen eingesetzt.
  • Anwendung: Kann als Tee, Sirup oder Salbe verwendet werden.
  • Sammelzeit: Die Blüten sollten von Juni bis August gesammelt werden, wenn sie vollständig geöffnet sind.

Die Kleinblütige Königskerze

Auch eine alte Heilpflanze vor allem für Frauen ist der

Frauenmantel (Alchemilla vulgaris)

  • Wirkung: Frauenmantel wirkt entzündungshemmend, adstringierend und hormonregulierend. Es wird oft bei Menstruationsbeschwerden, Wechseljahrsbeschwerden und leichten Hautverletzungen verwendet.
  • Anwendung: Kann als Tee, Tinktur oder Badezusatz verwendet werden.
  • Sammelzeit: Die beste Zeit zum Sammeln ist von Mai bis August, wenn die Pflanze in voller Blüte steht.Gesammelt und verwendet werden die Blätter.
Frauenmantel (Alchemilla)
Frauenmantelblätter, Foto: Maja Dumat, Flickr.com

Und auch die Schafgarbe ist eine sehr heilkräftige Pflanze. Ihr Name entstand, weil man beobachtete, dass Schafe bei Verdauungsproblemen gezielt diese Pflanze fraßen, um sich selbst zu kurieren. Dieses Phänomen, dass Tiere gezielt Pflanzen, Insekten oder Böden zu sich nehmen, um Selbstmedikation zu betreiben, nennt man in der Wissenschaft Zoopharmakognosie, also das Wissen von Tieren über medizinisch wirksame Inhaltsstoffe.

Schafgarbe (Achillea millefolium)

  • Wirkung: Schafgarbe wirkt blutreinigend, entzündungshemmend und verdauungsfördernd. Sie wird häufig bei Menstruationsbeschwerden, Magen-Darm-Problemen und zur Wundheilung eingesetzt.
  • Anwendung: Kann als Tee, Tinktur oder Salbe angewendet werden.
  • Sammelzeit: Schafgarbe sollte von Juli bis September gesammelt werden, wenn die Blüten voll entwickelt sind. Gesammelt wird das ganze blühende Kraut.

Eine rosafarbene Schafgarbenblüte

Lavendel (Lavandula angustifolia):

Lavendel aus dem Mittelmeerraum hat einen höheren Gehalt an ätherischen Ölen und weiteren heilsamen Inhaltsstoffen als Lavendel, der nördlich der Alpen wächst. Ich finde es trotzdem schön, eigenen Lavendel zu ernten, wenn man das Glück hat, ihn im Garten zu haben. Die besondere Beziehung zu selbst angebauten und geernteten Heilpflanzen macht den geringeren Gehalt an Inhaltststoffen mehr als wett.

  • Wirkung: Lavendel wirkt beruhigend, krampflösend und antiseptisch. Er wird oft bei Schlafstörungen, Nervosität und Hautproblemen eingesetzt.
  • Sammelzeit: Juni bis August. Gesammelt werden die Blüten kurz bevor sie sich öffnen.
  • Anwendung: Kann als Tee, Öl oder in Bädern verwendet werden.
Echter Lavendel (Lavandula angustifolia)
Foto: Maja Dumat, flickr.com

Wer das Glück hat, in der Nähe von Lindenbäumen zu wohnen, kennt den Geruch, der besonders in lauen Sommernächten aufsteigt und beruhigend und beglückend wirkt.

Linde (Tilia spp.)

  • Wirkung: Linde wirkt beruhigend, entzündungshemmend und schweißtreibend. Sie wird oft bei Erkältungen, Husten, fiebrigen Infekten und zur Förderung eines erholsamen Schlafs verwendet.
  • Anwendung: Kann als Tee, Tinktur oder in Bädern verwendet werden.
  • Sammelzeit: Die beste Zeit zum Sammeln ist von Juni bis Juli, wenn die Blüten in voller Blüte stehen.

Ausführliche Infos gibt es in diesem Blogbeitrag: Die Linde lindert

linde
Foto: dominique kint, Flickr.com

Was sollte man beim Sammeln beachten?

  • Sommerkräuter am besten an einem sonnigen Tag sammeln, wenn es 2 Tage nicht geregnet hat. Der späte Vormittag ist der optimale Erntezeitpunkt, wenn die Pflanze vollständig trocken und die Konzentration an ätherischen Ölen am höchsten ist. Die ätherischen Öle verflüchtigen sich im Laufe des Tages, wenn es heißer wird, daher am besten vor der Mittagszeit sammeln.
  • Trocknen im Schatten, entweder locker ausgebreitet oder im Bündel aufgehängt
  • Nimm nur mit, was du eindeutig bestimmen kannst. Es gibt durchaus auch giftige Pflanzen, mit denen nicht zu spaßen ist. Wenn du dir nicht sicher bist: lass die Pflanze stehen!
  • In Naturschutzgebieten ist es verboten, Pflanzen zu sammeln.
  • Sammle an verschiedenen Plätzen jeweils nur wenige Exemplare einer Pflanze. Zum einen sorgst du so dafür, dass die Pflanze sich an ihrem Standort weiter vermehren kann. Zum anderen erhältst du ein größeres Spektrum an Inhaltsstoffen, da die Inhaltststoffe einer Pflanze auch vom jeweiligen Standort und der Bodenbeschaffenheit dort abhängig sind.
  • Nimm nur so viel mit, wie du brauchst.
  • Dass du nur an Plätzen sammeln solltest, die nicht an vielbefahrenen Straßen oder an oft begangenen Hundegassigehrouten liegen, sollte selbstverständlich sein. Sicherheitshalber erwähne ich es hier trotzdem.
  • Lass dich bewusst auf die Pflanze ein und bedanke dich bei ihr, dass sie dich unterstützt! Das Erkennen, Betrachten, Fühlen und Schmecken einer Pflanze bringt dich wieder in Kontakt mit der Natur, von der wir Menschen ein Teil sind. Sei dankbar dafür!
  • Wenn du einen Korb zum Sammeln mitnimmst, können kleine Tierchen, die sich evtl. noch an der Pflanze befinden, durch die Ritzen durchfallen oder durchschlüpfen. Du hast weniger Arbeit mit dem Säubern der Pflanze und die Tiere können weiterleben.