Der Spitzwegerich und seine Geschwister

Plantago lanceolatus

Der Spitzwegerich ist eine Pflanze, die man unbedingt kennen sollte. Er ist ein wahres Wundermittel bei Verletzungen, hilft bei verschiedenen Arten von Husten und bereichert die Wildpflanzenküche mit besonderen Aromen. Der Spitzwegerich ist so weit verbreitet, dass er uns praktisch überall in Europa zur Verfügung steht und er wartet quasi nur darauf, uns helfen zu können. Gerade für Familien mit Kindern ist er ein Schatz, den Kinder z.B. bei Insektenstichen schon früh selbst nutzen können.

Die Blüte des Spitzwegerichs

Der Name

Der Name des Spitzwegerichs leitet sich von der Form seiner länglichen, spitz zulaufenden Blätter ab. Sein Bruder, der Breitwegerich, Plantago major, zeigt sich mit breiteren und derberen Blättern. Der Mittlere Wegerich, Plantago media, steht zwischen den beiden. Seine Blätter sind ähnlich breit und rund wie die des Breitwegerichs. Im Gegensatz zu den derben Blättern des Breitwegerichs sind sie weich und leicht wollig. Seine Blüte ähnelt der des Spitzwegerichs, ist aber fedriger und schattiert in zartes Rosa.

Die Blüte des Mittleren Wegerichs

Wegerich heißen die Geschwister, weil sie gerne am Wegrand wachsen oder sogar direkt auf dem Weg wie der Breitwegerich.

Der lateinische Name Plantago kommt von planta, die Fußsohle. Zum einen erinnern die Blätter von Breitwegerich und dem mittleren Wegerich mit ihrer ovalen Form an eine Fußsohle. Zum anderen werden die Samen von vor allem des Breitwegerichs darüber verbreitet, dass sie schleimig aufquellen und in den Schuhsohlen kleben bleiben. So werden sie verschleppt und breiten sich aus .

Wo wächst der Spitzwegerich?

Der Spitzwegerich wächst auf Wiesen, Weiden und an Wegrändern. Mittlerer Wegerich und Breitwegerich finden sich ebenfalls auf Wiesen, Weiden und Wegrändern, der Breitwegerich gerne auch direkt auf Wegen.

Der Spitzwegerich auf einer Wiese

Zu welcher Familie gehört der Spitzwegerich?

Der Spitzwegerich gehört zur Familie der Wegerichgewächse, der Plantaniceae. Aus der Familie der Wegerichgewächse ist der Spitzwegerich derjenige, dessen Heilwirkung am besten erforscht ist. In der Homöopathie wird der Breitwegerich, Plantago major, verwendet.

Der Mittlere Wegerich. Er ist nicht so bekannt wie seine Geschwister. Die Blätter liegen rosettenartig direkt auf dem Boden.

Wie wirkt der Spitzwegerich?

Äußerlich eingesetzt wirkt der Spitzwegerich antibiotisch, zusammenziehend, entzündungshemmend, leicht schmerzstillend, juckreizstillend und er unterstützt die Wundheilung. Innerlich wirkt er reizmildernd und hustendämpfend bei Reizhusten. Bei Husten mit Schleim unterstützt er das Abhusten und löst den Schleim. Durch seine antiviralen und krampflösenden Wirkstoffe unterstützt er die Heilung von entzündlichen Erkrankungen der Atemwege.

Bei welchen Beschwerden kann der Spitzwegerich helfen?

Der Spitzwegerich ist die Pflanze in der Wiesenapotheke: er hilft bei kleineren Verletzungen und Insektenstichen. Seine schnelle Wirkung ist beeindruckend. Bei kleineren blutenden Wunden stoppt er sehr schnell die Blutung. Er bewirkt, dass die Wundränder sich schließen, wirkt antibiotisch (oder besser gesagt „phytobiotisch“) und unterstützt eine narbenfreie Abheilung.

Auch bei Insektenstichen kann man die Wirkung unmittelbar spüren: er wirkt sofort kühlend und abschwellend, selbst bei Wespen- oder Bienenstichen kann man fast schon zuschauen, wie die Schwellung und die Rötung zurückgehen.

Das unangenehme Brennen und Jucken von Brennesselquaddeln wird ebenso ganz schnell gelindert.

Hat man sich beim Wandern eine Blase geholt, kann man sie mit dem Saft des Spitzwegerich betupfen, sie wird so rasch und ohne sich zu entzünden abheilen.

Auch bei Sonnenbrand und leichten Verbrennungen wirkt der Spitzwegerich kühlend und heilend.

Und da er so weit verbreitet wächst, hat man unmittelbar eine erste Hilfe in der Natur zur Verfügung.

Ein weiteres Einsatzgebiet vom Spitzwegerich sind Infekte der unteren Atemwege, mit trockenem oder gelöstem Husten und grippale Infekte.

Hauptwirkstoffe

Aucubin, ein antibiotisch wirkender sekundärer Pflanzeninhaltsstoff, ist hauptsächlich in jungen Blättern enthalten und nur im frischen Saft oder im Kaltauszug wirksam.

Schleimstoffe wirken reizmildernd und hustendämpfend bei Reizhusten

Gerbstoffe wirken zusammenziehend, dadurch entzündungshemmend und leicht schmerzstillend, Kieselsäure stärkt das Bindegewebe und steigert die Abwehr, Zink unterstützt die Wundheilung

Iridoidglykoside wirken krampflösend und antiviral.

Wie setze ich den Spitzwegerich ein?

Verwendet werden beim Spitzwegerich die Blätter.

Spitzwegerich, Blätter und Blüten

Je nach Beschwerde nimmt man die frischen Blätter oder getrocknete. Auch Frischpflanzensaft kann man einsetzen.

Hat man frische Blätter zur Hand, knotet man zur äußeren Anwendung am besten einige davon zusammen, sodass ein Strang entsteht. Den Strang knüllt man zu einem kleine Ball zusammen und reibt ihn dann zwischen den Daumenballen, bis der Saft austritt. Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, wie schnell man auf diese Weise eine ausreichende Menge Frischpflanzensaft herstellen kann. Mit diesem Saft betupft man dann die verletzte oder verbrannte Stelle oder den Insektenstich. Man kann auch gequetsche Blätter auflegen. Mit einem langen Spitzwegerichblatt kann man diese Auflage dann festknoten und voila: fertig ist das Wiesenpflaster! So kann man den Spitzwegerich bei Insektenstichen, Brennesselquaddeln, Hieb-, Stich- und Schnittwunden einsetzen.

Eine Salbe aus Spitzwegerich lindert Juckreiz nach Insektenstichen und unterstützt die Heilung nach kleineren Verletzungen.

Bei Reizhusten und trockenem Husten will man die Schleimstoffe des Spitzwegerich nutzen und bereitet deshalb einen Kaltauszug. Schleimstoffe werden durch Hitze zerstört.

Das geht so:

1 Teelöffel getrockneter Spitzwegerich oder 2 Teelöffel frischer mit 1 Tasse kaltem Wasser ansetzen, 30 Min stehen lassen, abgießen, leicht erwärmen, evtl. mit Honig süßen und schluckweise trinken.

Bei Husten mit Schleim zum Erleichtern des Abhustens:

1 Teelöffel getrockneter Spitzwegerich oder 2 Teelöffel frischer Spitzwegerich mit heißem Wasser übergießen, 7 Minuten ziehen lassen, abgießen, schluckweise trinken

Der Spitzwegerich in der wilden Küche

Überraschend und sehr fein schmeckt eine Suppe aus Spitzwegerichblättern. Durch längeres Kochen entwickelt sich ein Geschmack nach Champignons.

Dazu braucht man Folgendes:

Spitzwegerichsuppe (für 2 Personen):

1 Handvoll frische Spitzwegerichblätter

1 kleine Zwiebel

1 Knoblauchzehe, wers mag

1 Esslöffel Öl

2 mittelgroße Kartoffeln

1/2 l Gemüsebrühe

Die Zwiebel (und den Knoblauch) fein hacken, den Spitzwegerich in feine Streifen und die Kartoffel in kleine Würfel schneiden. Zwiebel und Knoblauch im Öl andünsten, Spitzwegerichblätter und Kartoffelwürfel dazugeben und kurz mit dünsten, mit 1/2 l Gemüsebrühe ablöschen und ca. 20 Min. leicht köcheln lassen. Diese Kochzeit ist wichtig, erst dadurch entwickelt sich der spezielle Geschmack nach Champignons! Danach pürieren, evtl. mit Sahne oder veganer Creme verfeinern und nochmal abschmecken. Danach servieren und genießen!

Auch roh kann man die Blätter des Spitzwegerichs in der Küche verwenden, indem man sie in feine Streifen geschnitten unter Salat mischt.

Der Breitwegerich

 Der Breitwegerich wird vor allem äußerlich verwendet:

Hat man beim Wandern Blasen an den Füßen bekommen, kann man diese mit Breitwegerichsaft betupfen. Eine Auflage auf die wunde Stelle mit einem Breitwegerichblatt kann ein weiteres Wundscheuern verhindern. Prophylaktisch kann man Breitwegerichblätter verwenden, indem man sie dort auflegt, wo man ein Durchscheuern beim Laufen befürchtet.

Die Samen des Breitwegerichs quellen in Verbindung mit Feuchtigkeit auf. Sie können deshalb als mildes Abführmittel eingesetzt werden. Dies erinnert an den Einsatz von Flohsamen und tatsächlich stammen Flohsamen von einer weiteren Wegerichart, nämlich dem indischen Wegerich, Plantago indica.

Die Blätter des Breitwegerichs und des Mittleren Wegerichs kann man wie die des Spitzwegerichs in der wilden Küche nutzen. Sie sind allerdings etwas derber, man sollte daher vorzugsweise junge, noch zarte Blätter sammeln.

Plantago major
Breitwegerich, Foto Andreas Rockstein, flickr.com

Homöopathie

In der Homöopathie wird der Breitwegerich verwendet, Plantago major.

Einsatzgebiete für Plantago major sind Neuralgien der Ohren, des Gesichts und der Zähne. Ohrenschmerzen in Verbindung mit Zahnschmerzen können mit Plantago major behandelt werden, besonders mit gleichzeitiger starke Geräuschempfindlichkeit und /oder vermehrtem Speichelfluss. Auch bei Nervenschmerzen durch Herpes Zoster kann Plantago major helfen, wenn die Symptome stimmen. Die Schmerzen sind scharf und wechseln den Ort, auch ein Schmerzempfinden wie wund und zerschlagen kommt vor.

Plantago major soll unterstützend wirken, wenn man aufhören will, zu rauchen.

Achtung: Neben- oder Wechselwirkungen

Bei allen hier genannten Wegericharten sind keine Neben- oder Wechselwirkungen bekannt.