Mädesüß – die Königin der Wiesen

Filipendula ulmaris

Das Mädesüß ist eine wunderschöne, süß duftende Pflanze, die nicht mehr viele kennen. Ich finde sie sehr faszinierend. Und es ist spannend, wie oft man sie entdecken kann, wenn man sie erst einmal kennt. Jetzt – Ende Juni – beginnt sie gerade zu blühen.

Mädesüß enthält Salicylsäure, die fiebersenkend und entzündungshemmend wirkt und bei grippalen Infekten und rheumatischen Beschwerden helfen kann. Heute greift man dafür oft unter anderem zu synthetisch hergestellten, acetylsalicylsäurehaltigen Arzneimitteln wie z.B. Aspirin, dem bekanntesten Mittel aus diese Medikamentengruppe.

Nur wenige wissen, dass Aspirin seinen Namen dem Mädesüß verdankt. Das A bei Aspirin steht für die Acetylgruppe des Präparates. -spirin steht für Spirea oder Spierstaude, wie Mädesüß auch genannt wurde, nach seinen spiraligen Nüsschen, welche die Samen enthalten.

Mädesüß, unreife Früchte, stark vergrößert. Sehr schön sieht man die spiralige Form.

Neben seinem medizinischen Einsatz wurde Mädesüß früher als Einstreupflanze genutzt, um Zimmer oder Gaststuben zu beduften. Auch glücksbringende Kränze wurden mit ihm geflochten.

Name

Es gibt zwei Deutungen des deutschen Namens Mädesüß. Die Pflanze wurde zum Aromatisieren von Met, dem Honigwein, verwendet, also Met-süß. Und das gemähte Mädesüß duftete süß, also Mahd-süß.

Ein anderer Name des Mädesüß ist Wiesenkönigin. Wie eine Königin steht sie in ihrem süßduftenden, cremefarbenen Blütenkleid an Bachläufen und auf feuchten Wiesen. Auch im Italienischen und Französischen nennt man sie regina dei prati oder reine des prés, also Königin der Wiesen.

Blüte von Mädesüß

Der lateinische Name Filipendula bedeutet an einem Faden hängend. Wie Fäden hängen feine Wurzeln von einem Wurzelstock herab. Ulmaria leitet sich von der Form der Blätter ab, die Ulmenblättern ähneln.

Blatt von Mädesüß

Wo wächst Mädesüß?

Mädesüß wächst an Bach- und Flußufern und auf feuchten Wiesen. Man findet es in ganz Europa bis nach Ostasien. Die Pflanze kann bis zu 2 m hoch werden und verzweigt sich im oberen Teil. Eine Blüte besteht aus vielen dichtstehenden rispigen weißlichgelblichen Teilblütenständen.

Typisch für das Mädesüß ist, dass die Teilblütenstände schubweise aufblühen. An einer Pflanze findet man daher meistens noch nicht aufgeblühte und bereits blühende oder blühende und verblühte Teilblütenstände gleichzeitig.

Die Blüten locken viele Insekten an und bieten mit ihrem Nektar reichlich Nahrung. Mädesüß blüht von Juni bis August, in manchen Gegenden je nach Wetter noch bis in den Oktober hinein.

Bereits aufgeblühte und noch nicht blühende Blütenstände an einer Mädesüßpflanze. Auch eine Spinne fühlt sich bei ihr wohl, sie weiß, dass die Blüte von vielen Insekten besucht wird. Fette Beute ist zu erwarten!

Zu welcher Familie gehört Mädesüß?

Mädesüß gehört zur Familie der Rosengewächse, der Rosaceae. Es gibt ungefähr 3000 Rosengewächse, viele unserer Obstsorten gehören dazu, z.B. Äpfel, Birnen und Steinobst, aber auch die Erdbeere.

Wie wirkt Mädesüß?

Mädesüß wirkt entzündungshemmend, fiebersenkend, schmerzlindernd und harntreibend.

Bei welchen Beschwerden kann Mädesüß helfen?

Mädesüß wird bei Fieber, Erkältungskrankheiten, Kopfschmerz und rheumatischen Beschwerden eingesetzt.

Hauptwirkstoffe

Mädesüß enthält u.a. ätherische Öle, Flavonoide, Salicyladehyd, Phenylglycoside, Gerbstoffe und Schleim.

Wie setze ich Mädesüß ein?

Mädesüß wird als Tee verwendet. Dazu nimmt man einen Teelöffel des Krauts oder einen halben Teelöffel Blüten und übergießt die Droge mit 150 ml siedendem Wasser. 7 Minuten ziehen lasen und 2-3 Tassen täglich möglichst heiß trinken.

Da die Wirkung der Salicysäure erst nach 2 Stunden einsetzt, dannn aber ca. 12 Stunden anhält, kann man mit je einer Tasse morgens und einer Tasse abends eine Schmerzlinderung z. B. bei arthritischen Schmerzen über den gesamten Tag und die gesamte Nacht erreichen.

Das Mädesüß in der wilden Küche

Die intensiven marzipanähnlichen Duftstoffe von Mädesüß werden gerne zur Aromatisierung von Süßspeisen oder zur Sirupherstellung verwendet. Man kann z.B. Sahne erhitzen und Blüten darin über Nacht ausziehen lassen. Das geht natürlich auch mit Pflanzensahne. Damit könnte man dann einen Obstbecher verfeinern oder ein Mädesüßeis herstellen.

Ein Mädesüßsirup kann mit Wasser verdünnt als feines Sommergetränk den Durst löschen oder als Aperitif oder zum Dessert getrunken werden.

Homöopathie

In der Homöopathie wird das Mittel unter dem Namen Spiraea ulmaria geführt. Die Urtinktur wird aus der frischen Wurzel hergestellt. Haupteinsatzgebiete in der Homöopathie sind rheumatische Erkrankungen und Schleimhautentzündung. Im Gemütsbereich fällt ein übersteigertes schlechtes Gewissen auf, das Betroffene nachts wachhalten und in Unruhe versetzen kann.

Achtung: Neben- oder Wechselwirkungen

Mädesüß sollte nicht eingesetzt werden bei einer Salicylüberempfindlichkeit, d.h. wer schon mal mit allergischen Symptomen auf ein Schmerzmedikament mit Salicylsäure reagiert hat (Markenname z.B. Aspirin), sollte keinen Mädesüßtee trinken.

Alle Fotos auf dieser Seite: Anne Christoph