Bryonia dioica
Bryonia ist ein sehr häufig verwendetes homöopathisches Mittel, es gehört zu den Polychresten, den „vielwirksamen“ Mitteln. Polychreste haben ein weites Einsatzspektrum und können bei einer Vielzahl von Beschwerden helfen. Daher gehört Bryonia in jede homöopathische Hausapotheke.
Bekannt ist Bryonia als „Erkältungsmittel“. Vielen stillenden Müttern hat es schon bei einer Brustentzündung geholfen, bei mir in der Praxis ist es eines der Hauptmittel dafür. Gelenkbeschwerden unterschiedlicher Ursache und viele weitere Beschwerden können mit Bryonia bei entsprechender Übereinstimmung der Symptome gelindert werden.
Bryonia wird aus der Wurzel der Zaunrübenpflanze hergestellt, die sich jetzt im Juli an Büschen und Zäunen entlanghangelt und die ich deshalb jetzt vorstellen möchte.

Der Name
Der botanische Name Bryonia kommt von dem griechischen Wort bryo, was sprießen, wachsen, schwellen bedeutet und sich auf die zahlreichen, schnell wachsenden Ranken bezieht. Im Wort Embryo findet man übrigens auch das bryo, zusammen mit dem Wortteil em oder en, innen. Ein Embryo ist also etwas innen Wachsendes.
Dioica bedeutet zweihäusig. Bei einer zweihäusigen Pflanze wachsen männliche und weibliche Blüten auf verschiedenen Pflanzen. Bei der Brennessel ist das zum Beispiel genauso.
Der deutsche Name Zaunrübe entstand, weil die Pflanze sich gerne mit ihren Ranken an Zäunen festhält und daran entlangklettert. Andere Namen für die Zaunrübe sind Tollrübe oder Totenwurzel, sie weisen auf die Giftwirkung der Pflanze hin.
Die Pflanze
Bryonia ist eine Rankkletterpflanze und eine mehrjährige Staude. Die Stängel können 2 bis 4 Meter lang werden und halten sich mit spiralförmigen Ranken an anderen Pflanzen oder Zäunen fest. Die Blätter können bis zu 10 cm groß werden, sind aber meistens deutlich kleiner.

Die Zaunrübe blüht von Juni bis September. Die Blüten bieten Pollen für 7 Wildbienenarten. Für die Zaunrüben-Sandbiene sind die Pollen der Zaunrübe die einzige Nahrungsquelle. Die Früchte sind 6 bis 7 mm dicke rote kugelige Beeren, die im Herbst reif sind. Die Sumpfmeise nutzt sie gerne für ihre Ernährung.

Es gibt auch eine Marienkäferart, die sich von den Blättern der Zaunrübe und anderer Kürbisgewächse ernährt, der Zaunrüben-Marienkäfer.
Die Zaunrübe ist in Mittel- und Südeuropa verbreitet.
Bryonia gehört zur Familie der Kürbisgewächse.
Achtung: Die ganze Pflanze ist tödlich giftig, vor allem die Früchte und die Wurzel. Etwa 15 Beeren sind tödlich für ein Kind, etwa 40 für einen Erwachsenen.
Ausgangsstoff
In der Homöopathie wird eine Urtinktur aus der frischen Wurzel hergestellt, die kurz vor der Blüte ausgegraben wird.
Leitsymptome
langsamer Beginn der Beschwerden, Gereiztheit bei den Beschwerden, will seine Ruhe haben, Trockenheit der Schleimhäute, großer Durst, stechende Schmerzen, Abneigung gegen Bewegung
Indikationen:
grippale Infekte mit Beteiligung der Bronchien: harter, trockener Husten, stechende Schmerzen in der Brust beim Husten, Husten mit Kopfschmerzen
Entzündungen der serösen Häute, z.B. Rippenfellentzündung, Bauchfellentzündung, Entzündung der Gelenkinnenhäute: stechende Schmerzen, Verschlimmerung durch Bewegung
Arthritis, Gicht, Sehnenscheidenentzündung, Hexenschuss
Gallenblasen- und Blinddarmentzündung, Leberzirrhose, Hepatitis
Verdauungsstörungen, Blähungen, Obstipation
Brustentzündung bei stillenden Müttern, mit harter angespannter Brust und stechenden Schmerzen, oft ausgelöst durch Überforderung
Modalitäten
Verschlimmerung: Bewegung, Berührung, Wärme, Anstrengung, morgens
Besserung: Druck, z.B. Bandage bei Gelenkbeschwerden, Ruhe, Kälte und kalte Anwendungen, Liegen auf der schmerzhaften Seite
Gemüt:
Bryonia wird eher als Akutmittel eingesetzt und zeigt dann die typischen Gemütssymptome wie Gereiztheit, Abneigung, angesprochen zu werden oder selbst zu sprechen und Verlangen nach Ruhe und Alleinsein.
Es kann aber auch bei chronischen Beschwerden wie z.B. Migräne, Asthma, rheumatische Beschwerden oder chronische Magenschleimhautentzündung angezeigt sein. Typischerweise wird es dann bei Menschen eingesetzt, die eher materiell orientiert sind und Sicherheit in Besitz und Geld suchen. Stabilität, Sicherheit und Zuverlässigkeit sind ihnen sehr wichtig und sie sind eher nüchtern, sachlich und ordnungsliebend.