Bitter im Mund… (Teil 1)

im Magen gesund. So lautet ein altes Sprichwort. Inzwischen weiß man aber so viel über die vielfältigen heilsamen Wirkungen von Bitterstoffen, dass man dieses Sprichwort durchaus abwandeln kann in: Bitter im Mund, für den ganzen Menschen gesund!

gelber Enzian by Stefan, auf Flickr

Bitterstoffe regen das Immunsystem an. Sie helfen, beim Essen ein gesundes Maß einzuhalten. Bitterstoffe kräftigen und stärken uns. Bitterstoffe unterstützen die Verdauung, wirken entgiftend und hellen die Stimmung auf. Auch die Haut und die Atemwege profitieren von ihnen. Wahre Alleskönner also, bei uns leider in Vergessenheit geraten und systematisch aus ursprünglich bitteren Pflanzen herausgezüchtet.

Gerade jetzt in der Weihnachtszeit können sie uns helfen, den vielen süßen Verlockungen besser zu widerstehen, denen wir überall ausgesetzt sind, denn Bitterstoffe bremsen den Appetit auf Süßes!

Viele Menschen schrecken vor Bitterstoffen zurück und evolutionär gesehen ist das auch sinnvoll. Denn viele Giftpflanzen schmecken bitter und die schnelle und differenzierte Wahrnehmung konnte den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. 25 verschiedene Bitterstoffrezeptoren finden sich beim Menschen auf der Zunge. Inzwischen wurden auch in anderen Organen Bitterstoffrezeptoren gefunden, nicht bei allen ist bisher klar, welchen Zweck sie erfüllen.

Wie können wir Bitterstoffe für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden nutzen?

Am einfachsten ist es, Bitterstoffe in unsere tägliche Ernährung aufzunehmen. So können wir uns ganz nebenbei mit Genuß etwas Gutes tun.

Bitterstoffe finden sich in vielen verschiedenen Pflanzen, die Auswahl ist groß.

Wir können damit würzen, z.B. mit Beifuß, Rosmarin, Oregano, Kardamom oder Kurkuma.

Hirse, Quinoa, Amaranth und ungeschälter Sesam enthalten Bitterstoffe.

Gemüse mit Bitterstoffen sind zum Beispiel Rukola, Radicchio, Chicoree, Rosenkohl.

Es gibt auch bitterstoffhaltiges Obst, z.B. Cranberrys, Granatapfel, Zitrone, Orange, Grapefruit (von den Zitrusfrüchten v.a. die Schale).

Oliven enthalten Bitterstoffe und natürlich bittere Schokolade.

Foto: Mmm…chocolate! Korona Lacasse, flickr.com

Wenn man an Bitterstoffe nicht mehr gewöhnt ist, sollte man sich langsam herantasten. Die individuelle Geschmacksempfindung zählt. Bei Bitterstoffen gibt es keine allgemeingültige Regel dazu, wie viel man zu sich nehmen sollte. Man sollte allerdings nicht süßen, um den bitteren Geschmack abzumildern. Die Wirkung der Bitterstoffe setzt schon direkt mit der Geschmacksempfindung im Mund ein, Süßen würde diese Reaktion verhindern. Besser ergänzt man mit süßem Obst, zum Beispiel bei Zuckerhut- oder Radicchiosalat. Und man sollte auf keinen Fall z.B. Endiviensalat oder andere bittere Salate wässern, um die Bitterstoffe auszuziehen. Damit würde man das Wertvollste einfach wegschütten!

Uns wieder mehr an Bitterstoffe zu gewöhnen hilft uns, maßvoll zu essen und gut zu verdauen. Das ist schon ein wertvolles Puzzlesteinchen für ein zufriedenes und gesundes Leben.

Will man Bitterstoffe gezielt gegen Beschwerden nutzen, bieten sich Kräutertees an. Zwei Heilpflanzen mit einem hohen Gehalt an Bitterstoffen habe ich schon hier in meinem Blog beschrieben, es sind der Löwenzahn und die Engelwurz.

Bitterstoffe sind ein spannendes Thema, ich werde daher in weiteren Blogbeiträgen darauf eingehen.